Unfassbare Camille Schnoor! Einspringerin in der Rolle der Mimi? - Ach was! Völlig egal. Die Französin zeigt in der Klosterneuburger Premiere von Giacomo Puccinis "La Bohème", wie man heute diese Rolle singen kann, singen soll: unsentimental, verführerisch, mit einer der klangschönsten Sopranstimmen seit Montserrat Caballé. Die Ausstrahlung - ungeheuer: Wenn Camille Schnoor ihren ersten Auftritt hat, ist nicht nur Clemens Kerschbaumer als Rodolfo stückgerecht fasziniert. Die Todesszene sticht ins Herz. Und Christoph Campestrini am Pult legt einen holzbläsergekörnten Orchesterklang unter diesen Weltklasse-Sopran, lässt Camille Schnoor atmen, gibt ihr Zeit, ihre leuchtenden hohen Töne klingen zu lassen, und hält dabei alles in Fluss, damit die Spannungsbögen nur ja nicht abreißen. Es ist atemberaubend!
Zumal die Sänger eine imposante Ensembleleistung vollbringen und sich vor der Brüsseler Luxusbesetzung keineswegs verstecken müssen: Allen voran die lyrisch ausschwingende, dabei zupackende Camille Schnoor in der Mammutpartie der zweiten Tochter.
Les rôles de Sophie et La Maréchale sont interprétés ici par les talentueuses soprano Lenneke Ruiten et Camille Schnoor.
Unfassbare Camille Schnoor! Einspringerin in der Rolle der Mimi? - Ach was! Völlig egal. Die Französin zeigt in der Klosterneuburger Premiere von Giacomo Puccinis "La Bohème", wie man heute diese Rolle singen kann, singen soll: unsentimental, verführerisch, mit einer der klangschönsten Sopranstimmen seit Montserrat Caballé. Die Ausstrahlung - ungeheuer: Wenn Camille Schnoor ihren ersten Auftritt hat, ist nicht nur Clemens Kerschbaumer als Rodolfo stückgerecht fasziniert. Die Todesszene sticht ins Herz. Und Christoph Campestrini am Pult legt einen holzbläsergekörnten Orchesterklang unter diesen Weltklasse-Sopran, lässt Camille Schnoor atmen, gibt ihr Zeit, ihre leuchtenden hohen Töne klingen zu lassen, und hält dabei alles in Fluss, damit die Spannungsbögen nur ja nicht abreißen. Es ist atemberaubend!
Dans la mise en scène de François de Carpentries, on sent son amour pour les chanteuses et chanteurs... Sa direction d'acteurs très précise et différenciée met en relief les multiples dilemmes qu'affrontent les personnages... De Carpentries et son ensemble de haut niveau font de cette Bohème une bouleversante danse de mort qui fait frissonner les spectateurs...
Zumal die Sänger eine imposante Ensembleleistung vollbringen und sich vor der Brüsseler Luxusbesetzung keineswegs verstecken müssen: Allen voran die lyrisch ausschwingende, dabei zupackende Camille Schnoor in der Mammutpartie der zweiten Tochter.
Zudem werden zwei Schlüsselfiguren des Dramas musikalisch besonders hervorgehoben. Die eine ist die mittlere Tochter. Sie ist die agilste der drei Schwestern: Eine vergleichsweise erfolgreiche Fernsehmoderatorin, attraktiv, artikulationsfähig und artikulationsfreudig, sensibel mit leichter Tendenz zur Hysterie, nicht ohne Schuldbewusstsein angesichts der Waffengeschäfte des Vaters und nicht ohne düstere Vermutungen anlässlich von Oris nächtlichen Ausgängen. Sie wird von der Familie bewundert, die immer wieder ihre offensichtlich trivialen Fernsehsendungen einschaltet, während sie selbst sich vor ihrer Fernseh-Erscheinung zu ekeln beginnt. Manchmal schwärmt sie für den Garten, den das Bühnenbild in einem Fensterausschnitt im Herbstlaub zeigt; dann gibt ihr Boesmans einen orchestralen Hintergrund, der von Wagners Idyllen im „Ring“ inspiriert ist. In ihren nachdenklichen, lyrischen Momenten entwickelt sich ein barock anmutender, ganz ungekünstelter, aber dennoch expressiver Arioso-Tonfall. Gesanglich, optisch und darstellerisch hinterlässt Camille Schnoor in dieser Rolle einen nachhaltigen Eindruck.